Tag 14 – Beach-BBQ im Robinson Crusoe Style

Der dritte Tag und letzte Tag im charmanten San Vicente. Wir besuchten den San Vicente Fischmarkt, cruisten mit Motorrädern zum mittleren Abschnitt vom Long Beach,  genossen ein BQ a la Robinson Crusoe,  machten Party mit einer Karaoke Band im angesagten Club „Teretorio“ und wurden Zeuge eines Stromausfalls, der den ganzen Ort lahmlegte.

San Vicente, Palawan, Philippines. 27.09.2013

Morgens ging die Welt unter….
Die ersten Geräusche, die ich beim Wachwerden vernahm, waren pfeiffender Wind und prasselnder Regen. Die Aussicht vom Balkon war schon ziemlich düster und hatte was von Weltuntergangsstimmung. Aber wir wußten auch wie schnell das Wetter hier wieder umschlagen kann. Wir gingen in die Hotellobby und sahen dort einen anderen Hotelbesucher mit weiblicher philippinischer Begleitung leicht depriert rumsitzen. Die beiden waren vorher für einige Tage auf der Touri-Insel Boracay und sind gestern abend in San Vicente angekommen. Auf Boracay hatten die beiden durchgehend schlechtes Wetter. Da hatten wir beiden wettermäßig bis jetzt mehr Glück, aber das ist eben das Risiko, wenn man in der Regenzeit reist. Matthias und ich munterten die beiden  ein bisschen auf und garantierten ihnen, dass sich der Sturm sich gleich wieder verziehen wird und die Sonne rauskommt. So war es zumindest die letzten Tage.

….und plötzlich Bombenwetter
Und genau so war es auch diesmal. Innerhalb von ein paar Minuten hat sich das Wetter schlagartig geändert. So starteten wir gut gelaunt in den Tag. Wir diskutierten ein bisschen über die philippinische Wurst aka Longanisa. Steve (der Peace & Love Besitzer) mag sie nämlich nur mit Senf, da sie ihm sonst zu süß ist. Ich hingegen könnte die Wurst tonnenweise pur essen. „Ist ja auch kein Wunder“, meinte Steve, „du bist doch auch n Philippino.“ Bei unserer Tagesplanung schauten wir uns noch die Aktivitäten-Liste von Steve an. Am meisten lächelte mich Punkt 2 an: „Go down to the market and buy fish and chercol and drinks and make your own BBQ wherever you like!“  Die einzige unklare Sache war, wie wird der Fisch grillt? Einfach auf die Kohle ins Feuer legen?  „Ja“ sagte Steve, nur die Haut isst man dann nicht mit, da sie schwarz wird. Alles klar, auf darauf hatte ich ziemlichen Bock. Robinson Crusoe Feeling an einem einsamen kilometerlangen Strand, wo sich (noch!) keine Menschenseele herumtreibt.

Besorgungen San Vicente Market
Wir liehen uns wieder die Motorräder und fuhren zum Markt. Motorradfahren können wir jetzt ja. Am Markt angekommen mussten wir feststellen, dass da gar nicht mehr so viel los war. Es gab nur noch einen Stand der Fisch und Seafood anzubieten hatte, allerdings auch nicht mehr die Riesenauswahl, leider.! Um 10:30uhr waren wir wohl etwas spät dran und außerdem sorgten die Taifunausläufer von Paolo dafür, dass die Fischer nicht ausgiebig ihrer Tätigkeit nachgehen konnten. Wir kauften 5 Fische. Ich weiß leider nicht mehr den Namen dieses Fischart. Ich hab zwar nachgefragt,aber es wieder vergessen. Jaja, das Alter! 🙂 . Am Stand daneben kauften wir noch Zwiebeln, Salz, Bananen,Tomaten und Limetten. Die Verkäuferin wollte uns noch eine „Massadsch“ (Massage) anbieten, für 300 Peso, bei ihr zu Hause. Mmmh, neeeee, irgendwie nicht. Mich hat es zwar ein bisschen geärgert, dass ich das Massageangebot in Sabang nicht angenommen habe und wollte das auf jeden Fall nachholen, aber dann sollte auch das drumherum stimmen. In Sabang gab es weiße Massagezelte am Strand….also wenn, … dann so. Wir lehnten das Angebot dankend ab. Sie war aber hartnäckig und rief noch ein paar Mal „Massaaadsch“ hinterher. Schnell weg und noch Chercol kaufen, also Grillkohle. Für Grillspiritus mussten wir noch zum Lebensmittelhändler eine Straße weiter. Dieser war zwar gut sortiert, aber Spiritus hatten sie nicht im Sortiment. Das konnte aber jemand trotzdem  für uns organisieren. Die Person verschwand für einige Minuten und kam zurück mit einer 0,35er Getränkeflasche mit Spiritus. Zum Bezahlen hatte ich leider nur einen 1000 Pesoschein (17€) und den konnte mal wieder keiner wechseln. Selbe Prozedur wie beim Spiritus, der Verkäufer verschwand wieder für ein paar Minuten und kam mit genügend Wechselgeld zurück.

Also hier ein wichtiger Tip für alle zukünftigen Philippinenurlauber: Wann immer ihr die Möglichkeit habt, einen großen Schein klein zu machen, nutz es, egal wieviel Kleingeld ihr schon auf Tasche habt!
Also, in größeren Märkten, Läden oder Tankstellen immer mit einem Schein bezahlen. Ihr kommt nämlich andauernd in Situationen, die nervig werden können. Zum Beispiel wechseln Tricyclefahrer dir ungern Scheine. Es wird gerne behauptet, dass keine Wechselgeld vorhanden ist. Das Geld passend (+Trinkgeld) hinzulegen, beschleunigt den Transaktionsvorgang ungemein:-). Jetzt wisst ihr Bescheid.
Sooo, nachdem wir alle Sachen für unseren Ausflug organisiert hatten, fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Kurze Pooltime ist angesagt.  Anderhallb Stunden planschen, in der Sonne liegen und die traumhafte Aussicht auf die Bucht genießen.

Am Longbeach
Um kurz nach 1h machten wir uns dann auf den Weg zum Long Beach. Die Strecke kannten wir ja schon. Diesmal fuhren wir aber nicht ganz soweit raus wie gestern . Wir fanden neben einem Kiosk einen kleinen Weg der zum Strand führte. Am Strandabschnitt gab es ein paar offene Holzhütten, die man für eine kleinen Betrag mieten kann. Wir fuhren jedoch den Strand weiter hoch Richtung Norden bis wir ein gemütliches Plätzchen gefunden haben. Und ja, es war keine Menschenseele zu sehen. Nur Palmen, Strand, Wasser und blauer Himmel, und das kilometerweit. Einmalig! Ich fing leicht euphorisch an loszujubeln und lies der aufkommenden Lebensfreude freien Lauf. Liest sich sicher albern, aber ist es nicht. Wie oft kommt man dann bitte an so einen geilen Ort?

Robinson Crusoe BBQ
Wir gingen erstmal ins Wasser und kühlten uns ab, bevor wir ca. 20 Minuten später den Grill präparierten bzw. die Kohle auf einen Haufen legten. Noch ein  paar Spritzer Spiritus drauf und ein Streichholz tat den Rest. Durch den Wind hat sich die Glut schnell verteilt, so dass wir schnell mit der Grillerei loslegen konnten. Den Fisch haben wir vorher von außen mit Salz eingerieben und dann einfach auf die Kohle geschmissen. Während ich den Grillmaster spielte, schnippelte Ann-Katrin die Beilage zurecht, kleiner Tomatensalat mit frischen Zwiebeln und etwas Knoblauch. Awesome! Es dauerte keine 3 Minuten bis ich den Fisch wenden musste. Die Haut war, wie schon erwartet, ziemlich angekohlt. Aber die wollten wir ja eh nicht mitessen. Erschreckenderweise war plötzlich Schluss mit unserer Einsamkeit, denn ein streunender Köter erschnupperte das Essen und näherte sich uns langsam. Er sah recht abgerockt aus und da ich keine Tollwutimfpung hatte (der Wirkstoff war kurz vor unserer Abreise nicht mehr erhältlich), war ich erst mal sehr vorsichtig. Etwas unentspannt grillte ich den Fisch fertig und beobachtete den Hund aus den Augenwinkeln. Glücklicherweise hielt er 4, 5 Meter Abstand und legte sich dann hin. Kein Geknurre, Gebelle oder andere Anzeichen von Aggressivität. Auch keinen Schaum vor dum Mund. Nagut, dann haben wir eben für unseren Robinson Crusoe Erlebnis auch gleich noch den passend Hund, den wir „Freitag“ hätten taufen können. Wir richteten den Fisch auf Papptellern an (Teller und Besteck bekamen wir von Steve) und speisten genüsslich….oder besser gesagt, wir versuchten genüsslich zu speisen. Es war nämlich recht windig und es wurde immer ein bisschen Sand auf die Teller geweht. Wir drehten uns mit dem Rücken zum Wind, um das schlimmste zu verhindern. Ging auch klar, ab und zu hat man mal auf Sand gebissen, aber es gibt Schlimmeres. Vielleicht wäre zum Essen die Strandhütte nicht schlecht gewesen. Aber egal, das Essen war sehr lecker. Jetzt kam auch der Hund „Freitag“ ins Spiel, da wir ihm einfach die Fischreste rübergeschmissen haben. Ich wußte erst nicht so recht, wie gefährlich Greten für den Hund seien. Auf der anderen Seite fressen die streunenden Köter hier eh alles und sind abgehärtet. „Freitag“ hat dann auch alles brav blank geputzt, so dass wir keinen Fischreste hinterließen. Alles waren glücklich:-)

Motorrad heizen am Strand
Nach dem Essen gingen wir wieder zu unseren Motorrädern und fuhren Richtung Hotel, diesmal aber am Strand entlang. Wir gaben richtig Vollgas und erlangten wieder dieses Gefühl der puren Freiheit. Glückshormone hoch 10! Leider mussten wir fast am Ende des Strandes wieder umdrehen, da uns dieser Fluss, der ins Meer mündete, in die Quere kam. Beim Zurückfahren merkten wir dann, dass unserer Schädel gut am brummen waren, da wir soviel Hitze gar nicht gewohnt waren. Wir machten noch einen kurze Trinkpause am Kiosk neben den Strandhütten und fuhren dann wieder über die Hauptstraße nach San Vicente.

 

Barbershop und Bamboo Jungle Dentist
Es war kurz vor 5 als wir im Hotel angekommen sind. Zwei Sachen hatten wir noch vor: 1. ich wollte noch den Friseur zu besuchen und 2. dachten Ann-Katrin und ich daran, den Bamboo Jungle Dentisten zu besuchen. Da sie Zahnmedizin studiert, waren wir sehr interessiert daran, einen Einblick in eine einheimische Praxis zu erlangen. Steve rief bei der Zahnärztin an, die ihm aber mitteilte, dass der Strom ausgefallen. Schade. Das Wetter hatte sich inzwischen auch wieder verschlechtert, als ob sich der nächste Sturm anbahnt.
Ich fuhr allein  zum Friseur.Vor mir waren leider noch 2 wartende Kunden. Übrigens, die Frisuren hier in der „Provinz“ sind ziemlich „hip“, sag ich mal, wie auf einem Bild von mir mit der „Dorfjugend“ gleich zu sehen ist. Nach kurzer Zeit kam ich mit den Leuten im Barbershop ins Gespräch und hatte somit eine kurzweilige Wartezeit. Wie meine  Haare und Bart geschnitten werden sollte, überließ ich ihnen. Für meine Haare gibt es leider eh keine Optionen, aber umso mehr habe ich gehofft, das ihnen irgendwas Interessantes für mein Bart einfiel (so war das bist jetzt immer). „Leider“ wurde der Bart einfach nur komplett abrasiert, was natürlich ok ist. Aberfür meinen nächsten Friseurbesuch lass ich mir mal was einfallen. (Ich geh in Deutschland übrigens nie zum Friseur zum Bartschneiden, deswegen ist das hier für mich immer ein besonderen Erlebniss 🙂

Sachen packen und Vorbereitungen für unser nächstes Reiseziel: El Nido
Zurück im Hotel,  fingen wir schon mal an unsere Sachen zu packen und uns endgültig für ein Hotel in El Nido (unserem morgigen Ziel) zu entscheiden. Matthias schlug uns vor, nicht direkt in El Nido zu buchen, sondern im Vorort „Corong Corong“. Dort ist es ruhiger, idyllischer und es gibt traumhafte Sonnenuntergänge zu sehen. Wir hatten bis jetzt leider noch keinen besonderen Sonnenuntergang in diesem Urlaub.
Ich wollte die 50€-pro-Nacht-Grenze nicht überschreiten, aber das ist in El Nido nicht ganz so einfach. Möglich klar, aber wir waren inzwischen verwöhnt und hatten gewissen Ansprüche. Wir entschieden uns wir das Stunning Vista. Es lag direkt am Wasser, hatte eine hübsche Grünfläche und mit 40€ einen guten Preis. Auch diesmal reservierte ich telefonisch das Zimmer für die nächsten 5 Nächte.

Abendessen und Stromausfall im Ort
Dann ging es zum Abendessen. Wir erfuhren, dass im ganzen Ort der Strom ausgefallen ist. Einzig das Peace and Love leuchtete, da es einen eigenen Stromgenerator besitzt. Das Wetter hatte sich zwar nicht verschlechtert, aber der Regen plätscherte die ganze Zeit vor sich hin. Es bestand der Plan eventuell mit der ganzen Crew ins Teretorio zu gehen, dem Local Nightclub in San Vicente, um unseren letzten Abend gebührend zu feiern. Heute spielt dort eine Karaokeband. Unsere Köchin Heinz erzählte uns, wie sehr sie und auch die anderen Hotelangestellten anderen Karaoke lieben. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. JEDER Philippino liebt Karaoke. Übrigens gönnte ich mir heute, wie schon am allerersten Abend in Manila,  „Sizzling Pork Sisig“.  Heiß gebrutzeltes, sehr kleingeschnittenes Schweinefleisch, auf das am Ende ein rohes Ei draufgeschlagen wird. Hier gibt es auch ein Rezept.  Danach genehmigten wir uns einen Drink, für mich Tanduay Coke, für Ann-Katrin ein San Miguel Wir waren uns alle unschlüssig, ob wir noch in den „Club“ wollen, da es die ganze Zeit leicht, aber ungemütlich regnete. Außerdem war noch Stromausfall in der ganzen Ortschaft.

Party im Teretorio
Eine halbe Stunde später haben wir uns doch entschieden hinzufahren. Eine siebenköpfige Truppe fuhr auf Motorrädern im Regen durch denn stockdusteren Ort. Der Club hat einen Stromgenerator, der aber auch nicht funktionierte bzw. angeschaltet war, als wir im Teretorio ankamen. Naja wir gingen trotzdem rein, da auch schon Betrieb herrschte. Wir konnten an einem Tisch Platz nehmen und Getränke bestellen. Das einzige was wir nicht konnten, war was sehen. Ich erinnerte mich an einen Ausflug vor 3 Jahren zum „Diaolog im Dunkeln“ in Hamburg, wo wir anderhalb Stunden im Dunkeln rumgeführt wurden. Ich hatte hier zum Glück meinen Fotoapparat dabei und hab einfach mit Blitzlicht in der Location rumgeknippst, damit ich mir ein Bild machen konnte.  Highlight war ein“Überraschungsbild“ , welches Matthias von uns mit der Bedienung namens „Seissi“ gemacht hat. Wie ihr gleich auf dem Bild sehen werdet, haben sich meine Befürchtungen bestätigt 😀 Wir tranken Bier und waren alle gut drauf. Als der Stromgenerator endlich zum laufen gebracht werden konnte, begann die Band sofort mit ihrer musikalischen Darbietung. Gespielt wurde die komplette Bandbreite an Popmusik, von Evergreens bis zur aktuellen Chartmucke. Die Sängerin konnte gut singen, machte aber einen groben elementaren Fehler, den unerfahrene Künstler gerne machen. Sie entschuldigte sich nach jedem Song, dass ihre Performance nicht ihrem gewünschten Standard entspräche. Der Applaus wurde von ihr abgewunken und ihrer Unzufriedenheit bei leicht versunkenen Passagen war sofort ihrem Gesicht abzulesen. Es wäre niemanden aufgefallen, hätte sie uns nicht drauf hingewiesen. Whatever. Überrascht war ich,  als plötzlich unser bedienender Bakla „Seissi“ am Mikrofon stand und einen zum besten gab. Natürlich nicht perfekt, aber er fühlte die Musik und hatte Spaß dabei. Die Band war übrigens ein sehr bunter Haufen. Am stylischsten war der Drummer und der schon etwas ältere Gitarrenspieler, der meiner Meinung nach Indioblut in sich trug  Es dauert ein bisschen bis ich begriff, dass diese Band quasi eine Live-Karaokeband sind. Auf dem Notenständer lagen lauter Listen und Songtexte, die sich der Gast aussuchen und zum Besten geben konnte. Da ich vor ca. einem Jahr meine philippinische Karoke-Ader an der Playstation entdeckt habe, schaute ich auch nach, ob da Stücke dabei sind, die ich einigermaßen singen konnte. Leider fand ich keins. Die Songs waren zwar alle bekannt, aber nur die Refrains singen zu können reicht nicht. Was dann?  MMmmmmh? Ich habs! Freestylen!

Bene rappt einen auf
Ich bat die Band etwas hiphoppiges zu spielen, irgendwas im zwischen 90 und 95 BPM. Yo, ich packte meine leicht verstaubte Rapskillz aus und rockte die Butze.  Im Jahre 2005 habe ich hier auf den Philippinen jede Karaokemaschine zerfreestyled und zwar in einer Mischung aus Deutsch, Tagalog und Englisch, was sehr gut ankam. Aber auch hier kam meine Performance gut an. Hier ein kleiner Auszug:

„isa, dalawa, tatlo, apat (1,2,3 4,),
bene ist am mikrofon und hat ein Rad ab,
lima, anim, pito, walo (5,6,7,8)
my rap is massarrap (lecker)  like Halo Halo(halo halo ist eine philippinische Nachspeise)

So halt. War sehr lustig nach über 3 Jahren mal wieder auf einer Bühne zu stehen. Den Rest des Abends feierten und dancten wir noch ausgiebig, bis wir leicht angetrunken mit unseren Motorrädern zurück zum Hotel fuhren und Bubu machten. Cooler Abend!

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